Wettkampfatmosphäre

Schwimmen aus Leidenschaft

„Auf die Plätze“ – ein leiser werdendes Raunen – dann ein Hupensignal! Ein halbes Dutzend schlanker Körper, bis zu den Zehenspitzen angespannt, schnellt sich von den Startblöcken. Silbern glitzernde Fontänen spritzen im Wasser auf und wandern zwischen bunten Leinen fort. Vom Beckenrand tosendes Geschrei und Anfeuerungsrufe – und nach etwa einer Minute ist alles vorbei und der Sieger des Laufes ermittelt.

So sind es zwar die Schwimmer in unzähligen Wettkämpfen gewohnt, und doch wird jeder Start immer wieder zu einem neuen Erlebnis. Der Chronist sieht nur Tabellen, Namen und Zeiten – was sich aber vor und nach dem Wettkampf abspielt, kann er nur ahnen.
 
Schon bei der Anfahrt zum Veranstaltungsort wird in den Meldelisten studiert, welche Vereine kommen werden und gegen welche Konkurrenten man anzutreten hat. „Ach, den oder jenen kenne ich schon von der letzten Veranstaltung her“, „den habe ich geschlagen, den packe ich wieder“, „aber vor dem muss ich aufpassen, der hat einen starken Endspurt“. Manchmal auch Resignation: „Ach, wenn ich deren Meldezeiten sehe, brauche ich mir keine Chancen ausrechnen“. „Doch halt, da ist ein neuer Name, den kenne ich noch nicht! Welche Zeiten der wohl schwimmt?“ Die Trainer und Betreuer werden mit Fragen überschüttet.
 
Die Spannung löst sich dann am Veranstaltungsort, wenn man dem allgemeinen Trubel unterliegt. Doch bald stellt sich das Lampenfieber wieder ein. Wie langsam nur die Zeit vergeht; wann kommt denn endlich mein Start!? Dann ist es so weit! Noch ein paar ermahnende Worte des Trainers und man steht mutterseelenallein auf dem Startblock. Man hört nicht mehr, was um einen herum vorgeht, ist voller Spannung – und hat wackelige Knie! Nach dem Start beherrscht den Wettkämpfer nur ein Gedanke, nämlich das Beste zu geben. War das Beste aber genug, um zu gewinnen oder waren andere noch besser? Bange Zeit vergeht, bis an der Anschlagtafel die Sieger und deren Zeiten veröffentlicht werden.
 
Da führt einer einen Indianertanz aus Freude auf, weil er in seiner Klasse gewonnen hat und andere schleichen betroffen davon, weil sie trotz größter Anstrengung nicht zu den Geehrten zählen dürfen. Aber der Sport kennt eben nur einen Sieger!

So bleibt es dem Trainer auf der Heimfahrt überlassen, übermütige Freude zu dämpfen und die Unterlegenen für die nächsten Wettkämpfe neu zu motivieren. Der olympische Gedanke – Dabei sein ist alles – mag für manchen Spitzensportler schon zur Farce geworden sein, für unsere „kleinen“ Sportler aus den kleinen Vereinen gilt diese Devise aber nach wie vor.